Lenny war von Oktober 2017 bis Februar 2018 in West-Nepal, in der Region Tanahun. Er war als ehrenamtliche Lehrkraft für Englisch und Computertechnologien in zwei Schulen tätig  und schreibt in diesem Blogbeitrag über seine Erfahrungen.

So viel gleich vorab: Insgesamt würde ich meine Erfahrung als sehr positiv beurteilen. Nepal ist ein wunderschönes Land, die Nepalesen sind ein  freundliches und gutmütiges Volk und die Kinder in der Schule sind mir sehr ans Herz gewachsen. Das Essen war gut, und ich habe mich zu jedem Zeitpunkt sicher und willkommen gefühlt. Zukünftige Volontäre sollten von Anfang an darauf achten, sich einen klar definierten Aufgabenbereich herauszugreifen um strukturiert arbeiten zu können. Wenn möglich, würden zukünftige Volontäre auch gut daran tun, eigenständige Stunden zu planen und sich nicht allzu sehr auf die nepalesischen Schulbücher zu verlassen. Dafür wäre ein wichtiger Schritt die Installation des WiFi-Netzwerks in der Krankenstation. Damit wäre es Volontären möglich, Information und Materialien zu sammeln und Stunden individuell zu planen.

Das Ziel dieses Blogbeitrags ist es, meine Eindrücke als Volontär an der Marshyangdi Schule in Baradi zu vermitteln.

Verpflegung und Unterkunft:

Ich beziehe ein Zimmer in der Krankenstation Satrasaya, ca. 15min von der Schule entfernt. Die Krankenstation hat alles, was man zum Wohnen braucht: Wasser, Strom und Bett, sowie einen Balkon. Der Wasservorrat kann durch eine elektrische Pumpe bequem aufgefüllt werden, Stromausfälle sind selten und kurz, und das Bett ist hart, erfüllt jedoch seinen Zweck. Mein Zimmer wird regelmäßig für mich gesäubert und sogar meine Kleidung liebevoll gefaltet. Mit dem ansäßigen Arzt, Bhakta, verstehe ich mich gut, auch wenn wir jeweils die Sprache des anderen nur minimal beherrschen. Als ich mich einmal verletze, versorgt mich Bhakta gut und achtet penibel darauf, dass ich täglich meine Medikamente einnehme. Zu Beginn meines Aufenthalts wurde die Installation eines WiFi-Netzwerks angekündigt, nach 4 Monaten ist aber noch nichts geschehen. Dafür wurde eine Duschkabine installiert, die ihren Zweck erfüllt. Schön wäre auch ein neuer Toilettensitz, da der jetzige nur lose auf der Schüssel hängt. Eine Unannehmlichkeit ist die Kälte ab Dezember. Die Krankenstation verfügt über keine Heizung, Temperaturen sinken Nachts auf bis zu 2 Grad Celsius. Für Einsätze zu dieser Zeit lohnt es sich, warme Kleidung und einen guten Schlafsack mitzunehmen, oder in einer der größeren Städte zu erwerben.

Mein Frühstück und Abendessen bekomme ich in dem so genannten ‘Hotel’ gegenüber der Krankenstation. Die Menschen dort nehmen mich gut auf und sind freundlich zu mir. Ihr Englisch ist relativ gut und sie geben ihr Bestes mir Nepali beizubringen. Am Bhai Tikka Feiertag laden sie mich dazu ein, mit ihnen zu feiern und ihr Bruder zu werden. Sie helfen mir, bessere Preise in den Bussen auszuhandeln und unterhalten sich abends mit mir. Nur für die betrunkenen Nepalis dort braucht man Geduld. Die werden durch die lokale Raksi (Reisschnapps) Produktion angezogen und sind, so wie alle Betrunkenen dieser Welt, nicht auf der Höhe ihrer geistigen Fertigkeiten, dafür aber sehr redselig.

Ich habe das Glück, den ‘Dal Bhat’ gerne zwei, drei mal am Tag zu essen. Auch nach vier Monaten habe ich kein Problem damit, jeden Tag das Gleiche zu essen. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte jedoch auch die Möglichkeit bestanden, andere Gerichte zu bekommen. Nachdem ich einige Zeit in Nepal verbracht habe, kann ich sagen, dass es in Satrasaya einen der besten Dal Bhat im Land gibt. Die Kosten für das Essen haben sich für mich nach 4 Monaten auf ca. 250€ belaufen. Davon war ich aber auch einige Wochen nicht im Dorf. Man kann also mit ca. 100€ pro Monat für die Verpflegung rechnen.

Die Essensausgabe in der Schule funktioniert gut. Das Essen ist jeden Tag warm, pünktlich und reichlich. Es gibt ca. 4 verschiedene Gerichte pro Woche, was für nepalesische Verhältnisse wirklich abwechslungsreich ist. Die Kosten dafür belaufen sich auf ca. 10€ pro Monat.

Schulalltag als Lehrer in Nepal:

Ich arbeite also vier Monate an der Marshyangdi Schule. Die 126 Kinder sind im Alter von ca. 3 bis 14, wobei ich vor allem mit den älteren Schülern arbeite. Meinen Aufgabenbereich kann ich mir dort selbst aussuchen. Die Lehrer nehmen mich freundlich auf. Ich unterrichte vor allem Englisch, aber auch Social-Studies und Science, und vertrete Lehrer, wenn diese nicht kommen können. Ich habe keine pädagogische Ausbildung durchlaufen, und verlasse mich darauf, dass mir 13 Jahre Schule ein intuitives Gespür für das Unterrichten verliehen haben. Ich bemerke bald, dass Unterricht in Nepal anders als in Deutschland funktioniert. Die unterschiedlichen Unterrichtsmethoden sind am am Anfang für beide Seiten gewöhnungsbedürftig.

Freizeitgestaltung:

Ferien gibt es in Nepal reichlich, mindestens einmal alle 6 Wochen hat man eine Woche frei. Die Zeit kann man gut nutzen, um das Land zu erkunden. Es ist auch kein Problem, sich ab und zu eine Woche während der Unterrichtszeit frei zu nehmen. Satrasaya liegt direkt an einer der zentralen Straßen Nepals, und vorbeifahrende Busse lassen sich problemlos aufhalten. Nepal hat viel zu bieten, besonders die Natur ist wunderschön. Es könnte für zukünftige Volontäre auch empfehlenswert sein, ein wenig Reisezeit zur Schönwetter-Saison (Oktober bis November und März bis April) einzuplanen, um z.B. einen Trek zu absolvieren. Bei einem 90 Tage Visum könnte man z.B. gut 20 Tage für einen Trek einplanen und dann für 70 Tage nach Satrasaya fahren. Für kleinere Ausflüge kann man dann gut die Schulferien nutzen.

 

(Hinweis: Lenny startete seine Mission noch im Auftrag der Partnerorganisation medihimal)

Sedlmayer Leonhard Passfoto 201709